An einen großartigen Menschen

Lieber Herr Rickwärtz-Naujokat,
immer wenn ich an Sie denke, sehe ich, wie Sie lachend in einem Pulk von Schülern auf den Schulhof geradelt kamen. Mittags radelten Sie in einem Pulk von Schülern wieder nach Hause. Dazwischen lag der Schultag. Egal, wann wir Ihnen begegneten, Sie waren immer freundlich, hatten für uns stets ein aufmunterndes Wort, nahmen wahr, wenn es uns nicht so gut ging und sprachen uns darauf an. Wir fühlten uns von Ihnen angenommen. Das kann ich nicht von vielen meiner Lehrerinnen und Lehrer sagen. Beachtenswert auch, dass Sie Schüler mit Namen kannten, die gar keinen Unterricht bei Ihnen hatten. Welches Interesse für uns Schüler setzte das voraus! Ebenso zeigten Ihre unkonventionelle Art des Unterrichts und der Leistungsbewertung, dass Sie ein großartiger Pädagoge waren.
Am Tag meiner Führerscheinprüfung, als ich gerade losfahren wollte, klopfte jemand an die Scheibe. Das waren Sie. Ich kurbelte die Scheibe herunter und Sie sagten: “Ganz ruhig, das schaffst du.” Das tat mir gut.
Auch nach meinem Abitur liefen wir uns in Kamens Innenstadt immer wieder über den Weg. Sie verfolgten interessiert meinen beruflichen Werdegang und meine Familienplanung. Oft diskutierten wir ausführlich den Sinn und Unsinn von Schul- und Bildungspolitik.
Als meine älteste Tochter zum Gymnasium kam, waren Sie noch da. Sie wussten, wie sie heißt und wohin sie gehört. Auch das zeigt wieder Ihr großes Interessen an den Menschen.
Bei unserem letzten Zusammentreffen konnten Sie mich nicht zuordnen. Das war nie zuvor passiert und hat mich sehr betroffen gemacht. Sie wirkten müde. Ich bin traurig, dass Sie nicht mehr da sind.
Danke, dass Sie mir für mein eigenes Lehrerdasein so viel mitgegeben haben. Sie haben viele Spuren in meinem Herzen hinterlassen.
Ihrer Familie wünsche ich viel Kraft für diese schwere Zeit.
Martina Tebbe (Timm)