Von den Guten war er der Beste

Heinrich Rickwärtz-Naujokat, mein ehemaliger Lehrer in Sozialwissenschaften, hatte in jeder Schulstunde eine „Ritter-Sport-Extra“-Frage. Wer diese kniffligen Fragen beantworten konnte, erhielt die Schokoladen-Belohnung. Manchmal sagte er zu Beginn der Schulstunde: „Ruhe jetzt, Zettel raus, Stift raus“. „Borussia Dortmund gegen Werder Bremen – Wer gewinnt?“ Die Angst vor einem Test war überflüssig, wir als SchülerInnen müssten dann die Fußballergebnisse für den kommenden Bundesliga-Spieltag tippen. Damit die Stimmung im SoWi-Kurs gut blieb, stand mindestens einmal pro Halbjahr eine Kursfeier an. Es wurde gekegelt, Glühwein getrunken oder er lud uns zu sich nach Hause ein, um „8 Mile“ zu gucken („hab ich mir aus dem Internet besorgt“).

Ricki, wie er von Freunden genannt wurde, war überzeugter Sozialdemokrat. Er war einer der Hauptgründe, warum ich kurz nach dem Abitur in die Partei eintrat. Er war für mich zu Beginn meiner Mitgliedschaft der Hauptansprechpartner innerhalb der Partei. Er nahm mich mit zu Veranstaltungen, stellte mich altbekannten Genossen vor und gab mir wichtige Tipps

Heinrich Rickwärtz-Naujokat wurde 2009 zum „Kamener des Jahres“ gewählt. Seine Freizeit verbrachte er vor allem damit, in der deutsch-türkischen Begegnungsstätte Nachhilfeunterricht zu geben – auch noch lange nach seinem Eintritt in den Ruhestand. Er wurde Ehrenbürger der türkischen Stadt Bandirma.

Ricki kannten in Kamen alle, er war quasi der heimliche Bürgermeister.

Jedes Jahr zu meinem Geburtstag rief er an. Auch in den letzten Jahren, in denen wir uns nicht mehr so häufig sahen, da ich nach Berlin gezogen bin.

 

Er hatte das größte Herz, das man sich vorstellen kann. Er war einer der wirklich Guten auf der Welt – und unter denen vielleicht gar der Beste.

Danke für alles! Für deinen Rat, deine Unterstützung und für deine positive Art auch in den schwierigsten Zeiten! Du wirst nicht nur mir, sondern der ganzen Stadt fehlen.

Dein Tilli